Text / Für Kunden / Local Business

Organspende: Wichtig ist, eine Entscheidung zu treffen.
62% der deutschen haben sich entschieden, ob sie Organe spenden wollen oder nicht. 44% haben ihre Entscheidung dokumentiert, und 39% der Deutschen besitzen einen Organspendeausweis. Zum Organspendetag am 4. Juni wird erneut dazu aufgerufen, die persönliche Entscheidung festzuhalten. Das geht bald auch online.

Kategorie

Text

Kunde

Local Business

Jahr

2022

Der erste Juni-Samstag ist Organspendetag. Das Thema ist wichtig, denn nach aktuellen Zahlen warten alleine in Deutschland mehr als 9´000 Menschen auf ein Spenderorgan, der allergrößte Teil auf eine Niere.

Im Vergleich dazu gab es 2020 bundesweit 913 Organspenderinnen und Organspender. Umgerechnet käme so auf eine Großstadt mit 100´000 Einwohnern genau ein einziger Spender. Das ist viel zu wenig. So sind im gleichen Jahr 4´900 Personen neu auf die Warteliste aufgenommen worden – und 767 Personen auf der Warteliste verstorben.

Ganz aktuell meldet die Deutsche Stiftung Organtransplantation einen Einbruch bei der Organspende im ersten Quartal dieses Jahres um fast 30 Prozent. Als Grund wird ein Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie vermutet.

4887 geschenkte Lebensjahre

Auf diese beeindruckende Zahl kommt die gleichnamige Aktion der Organisatoren hinter dem Tag der Organspende. Im Jahr 2020 wurden Organtransplantierte aufgerufen, sich online zu registrieren. Mit jedem Jahr wächst diese Zahl und veranschaulicht, dass eine Organspende keine einmalige Unterstützung ist, sondern ein geschenktes Leben.

So wurden die Nieren von Manja Elle durch einen angeborenen Gendefekt sehr stark geschädigt. Schon in Kinderzeiten wird klar: die Nieren zerstören sich über kurz oder lang selbst. Mit siebzehn Jahren kam sie auf die Warteliste, und es ging gesundheitlich bergab. Der Dialysekatheter entzündete sich und musste entfernt werden. Eine Operation für einen neuen Katheter im Hals misslang. Innere Blutungen machten eine Notoperation unumgänglich.

Ab dann hieß es: jede zweite Nacht in der Dialysestation schlafen. Und trotz allem schloss Manja Elle ihr Psychologiestudium erfolgreich ab. Elf Jahre nach der Aufnahme auf die Warteliste wurde eine passende Niere gefunden. Als Patientin habe sie sich trotzdem nie gefühlt, sagt sie. Ein Glücksfall sei die Spenderniere.

Rechtliche Situation

Und trotzdem ist die Entscheidung für oder gegen die Organspende ganz persönlich zu treffen. Niemand sollte unter Druck gesetzt oder in eine moralische Ecke gedrängt werden, das hat auch der Gesetzgeber immer wieder festgestellt.

In Deutschland gilt deshalb die Entscheidungslösung. Organe und Gewebe dürfen nur dann nach dem Tod entnommen werden, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat. Liegt keine Entscheidung vor, werden die Angehörigen nach einer Entscheidung gefragt. In vielen anderen europäischen Ländern gilt die Widerspruchslösung. Hat die verstorbene Person einer Organspende nicht ausdrücklich widersprochen, können Organe entnommen werden.

Online die persönliche Entscheidung festhalten

Um die Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende zu stärken, wird derzeit ein bundesweites Online-Register aufgebaut. Dort kann bald die persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende elektronisch festgehalten werden. Und online wie offline gilt: die Entscheidung kann jederzeit überdacht und geändert werden. Wichtig ist, eine Entscheidung zu treffen – und diese zu dokumentieren.

Lea Ostheider, Physiotherapeutin bei Lippe Reha und Sanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz, hat sich für einen Organspendeausweis entschieden. „Bei einem Organspendeausweis kann jeder festhalten, was sie oder er spenden möchten und was die Ärzte nicht entnehmen dürfen. Ich persönlich besitze einen Organspendeausweis, damit ich auch über mein eigenes Leben hinaus Menschen ermöglichen kann, zu leben.“