Text / Diakonie Schweiz

Diagnose Demenz: Wer setzt sich für meine Würde ein?
Eine Fachtagung zu Palliative Care und Dementia Care brachte über 200 Teilnehmende in der Kartause Ittingen zusammen. Wie Erkrankte und Angehörige Gegenwart und Zukunft bestmöglich leben können, stand im Fokus der Tagung.

Diagnose Demenz. Dahinter gibt es kein zurück. Was es konkret bedeutet, ein Leben in Würde zu Ende zu leben, thematisierten der Kanton Thurgau, die evangelische und die katholische Landeskirche sowie 17 Fachorganisationen aus dem Gesundheits- und Betreuungswesen. Medizin, Pflege, Seelsorge, Beratung und Angehörige brachten ihre Sicht laut Medienmitteilung in Vorträgen und 13 Workshops ein. Um die Lebensqualität von Betroffenen ohne Heilungsaussichten zu erhöhen und die Angehörigen zu entlasen, brauche es eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, so eine Erkenntnis der Tagung. Wichtig sei, den Menschen vor lauter Konzepten nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Kanton Thurgau möchte demnach Palliative Care und Demenzberatung stärker regional verankern. Der Thurgau habe einen hohen Standard, an dem jedoch noch weiter gearbeitet werden müsse, wird Rita Fry vom Thurgauer Gesundheitsamt zitiert. Das Thema müsste ins gesellschaftliche Bewusstsein getragen werden, so Fry.

Die Begleitung von Demenzkranken erfordere im vergleich zur klassischen Palliativbegleitung zusätzliche Kompetenz, so Chefarzt und Palliativmediziner Roland Kunz von der Klinik Waid. So sei der richtige Zeitpunkt zu finden, um sich auf die Urteilsfähigkeit des Patienten bezüglich späterer Entscheidungsinhalte abzustützen. Mitbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des noch Möglichen steigerten das Selbstwertgefühl, so Kunz.

Als urteilsfähige Person sei kaum abzuschätzen, wie sich eine Demenz auf die Lebensqualität auswirke, so der Theologe und medizinische Ethikprofessor Settimo Monteverde: „Wer setzt sich für meine Würde ein?“ Vorsorgeplanung sei deshalb wichtig, um die Angst vor dem drohenden Ungewissen zu mindern. Schliesslich dürfe der mutmassliche Wille des Erkankten nich mit dem eigenen Standpunkt verwechselt werden.

Die Umorientierung vom Sorgesystem zur kümmernden Sorgekultur stelle einen Paradigmenwechsel, dar, wird der Zürcher Theologieprofessor Ralph Kunz zitiert. Das heutige Sorgeverständnis sei nicht mehr vom Mitleid geprägt, sondern wandle sich zu einer Kultur der Solidarität.

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